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Feierstunde: Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern seit 1974 am Standort Epe:„Auf die nächsten 50 Jahre!“

50 Jahre Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Gronau-Epe. Das feierte der Caritasverband Ahaus-Vreden als Träger der Einrichtung am Freitag, 30. August, mit einem Festvormittag im Pfarrhaus St. Agatha – direkt gegenüber.
Caritas-Vorstand Peter Schwack (vorne M.) und das Team der Beratungsstelle in Epe.
Datum:
30. Aug. 2024
Von:
Christian Bödding

50 Jahre Beratungsstelle, „das ist eine halbe Ewigkeit“, sagte Caritas-Vorstand Peter Schwack in seinem Grußwort. „50 Jahre, das sind etwa 10.500 Arbeitstage und 47.500 Beratungssitzungen. Bei durchschnittlich sieben Kontakten sind etwa 6800 Klienten beraten worden.“ Die Anfragen zur Beratung reichen thematisch vom schreienden Säugling bis zum 27-Jährigen mit einer psychischen Erkrankung. 
Ein halbes Jahrhundert Beratung – in dieser Zeit habe sich vieles verändert: personell, räumlich und inhaltlich, berichtete Christoph Muckelmann als Standortsprecher der Einrichtung den Gästen. Zu ihnen gehörten unter anderem Rainer Hülskötter (Jugendamtsleiter der Stadt Gronau), Gronaus 1. Stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Tegetmeyer, Sigrid Schmeddes (Referentin für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe beim Diözesancaritasverband Münster), Kooperationspartner, Vertreter von Kitas, Schulen, Politik, Verwaltung und Kirche und natürlich die Mitarbeitenden.

Wahl des Standortes

Erster Sitz der Beratungsstelle war die „Alte Schule“ im Eper Ortskern. Die damalige Gemeinde Epe hatte die Lehrerdienstwohnung renoviert und zur Verfügung gestellt. Eröffnet wurde die Beratungsstelle am 15. August 1974 – damals noch unter dem Namen Psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene – von Kreisdechant Heinrich Holle. Die Zuständigkeit der Einrichtung erstreckte sich seinerzeit über den gesamten Kreis Ahaus. Der Caritasverband hatte damals den Standort Gronau-Epe gewählt, weil der Raum die größte Bevölkerungsdichte aufwies. Erster Leiter der Beratungsstelle war der Diplom-Psychologe Martin Brüggemann, zu seinem Team gehörten zwei Sozialarbeiterinnen. 

Marion Nolte (bis Februar 2024 Pastoralreferentin in St. Agatha) ging in der Feierstunde in ihrem religiösen Impuls auf die Caritas als eine der wichtigsten Säulen in der Kirche ein. Die Beratungsstelle habe über Jahrzehnte „beständig und verlässlich“ ihren Beitrag geleistet: „Familien in herausfordernden Situationen zu unterstützen.“ Die Arbeit der Beratungsstelle habe das Leben vieler Menschen zum Positiven verändert. „Auf die nächsten 50 Jahre!“
Birgit Tegetmeyer zeigte sich froh, dass Gronau eine so gut funktionierende caritative Einrichtung habe. Jeder, der Hilfe brauche, bekomme sie bei der Caritas. „Egal welcher Herkunft, egal welcher Religion. Das macht sie so besonders.“ Die Stadt Gronau sei immer bereit, die Caritas und die Beratungsstelle zu unterstützen, erklärte Tegetmeyer und überreichte ein „Flachgeschenk“ an Caritas-Vorstand Peter Schwack. Auch zur Freude der Vorstandskollegen Hans-Peter Merzbach und Matthias Wittland.
Sigrid Schmeddes sorgte für einen kurzen inhaltlichen Impuls. Die Beratungsstelle in Epe sei eine wichtige Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern. „In den jüngsten Krisenzeiten noch mehr als sonst.“ Dabei hätten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontinuierlich an die Bedürfnisse der Klienten angepasst. „Das ist eine Mammutaufgabe.“

Wichtiger Beitrag

Caritas-Vorstand Peter Schwack berichtete in seinem Grußwort, dass er selber fünf Jahre in der Beratungsstelle in Epe tätig gewesen sei. „Eine hervorragende Zeit.“ Gerade der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen habe ihm in seiner Arbeit sehr viel Freude bereitet. Mit ihnen könne man sich nicht einfach an den Tisch setzen und reden. „Man muss in Aktion gehen und nebenbei sprechen.“ Die Fachlichkeit, Leidenschaft, Geduld und Hingabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mache die Beratungsstelle zu etwas Besonderem. „Ihr unterstützt Menschen in den vielfältigsten Problemsituationen und leistet damit auch einen wichtigen Beitrag für das gesellschaftliche Zusammenleben“. Mit diesen Worten bat Peter Schwack die Mitarbeitenden der Beratungsstelle nach vorne und überreichte ihnen Blumen. Nach dem offiziellen Teil, der von Svenia Ribeiro musikalisch untermalt worden war, blieb bei einem Imbiss Zeit für Gespräche.


Infos zur Beratungsstelle: 1974, bereits im ersten Jahr, wurden 269 Beratungsanmeldungen verzeichnet, bei Wartezeiten von bis zu 18 Monaten. Neben Erziehungsfragen beschäftigte sich die Beratungsstelle unter anderem auch mit Suchthilfe und der Unterstützung von Selbsthilfegruppen für psychisch Kranke. Die Nachfrage war – und ist – groß. 
In den späten 70er-Jahren konzentrierte sich die Arbeit in Epe hauptsächlich auf Diagnostik, Beratung und Begutachtung von Kindern und Jugendlichen. In den 80er- und 90er-Jahren verlagerte sich der Fokus aufgrund neuer therapeutischer Methoden auf die Behandlung von Familien unter systemischen Gesichtspunkten. Themen wie Leistungsproblematiken bei Kindern und Jugendlichen, soziale Probleme wie Kontaktschwierigkeiten, Phobien und Aggressivität sowie die Auswirkungen von Trennung und Scheidung rückten in den Mittelpunkt. 

Beratungskontakt

Die Beratungsstelle wird auf Wunsch der Eltern, des Jugendamtes oder des Familiengerichts in den Fällen tätig, in denen ein Elternteil dem anderen das Besuchsrecht verweigert oder erschwert. Hinzu kommen Elterngespräche und Kinder, die in der Einzelberatung betreut werden. Die begleiteten Besuchskontakte bietet die Beratungsstelle seit Anfang dieses Jahrtausends an. 
„Trotz aller Digitalisierung, es ist der persönliche Beratungskontakt, den sich die meisten Kunden von uns wünschen“, berichtet Standortsprecher (und Erziehungswissenschaftler) Christoph Muckelmann.

Ebenso gestiegen ist die Einzelfallarbeit für straffällig gewordene Jugendliche. Hier arbeitet die Beratungsstelle mit dem Jugendamt und der Jugendgerichtshilfe zusammen. „Auch die Projektarbeit und Projekttage an Schulen haben zugenommen.“ Gefühlt hat auch der Beratungsbedarf vor allem von jungen Erwachsenen zugenommen. „Sie fragen sich, wie es für sie nach Corona weitergeht.“ Mal geht es um die Suche nach einem Ausbildungsplatz, mal ganz allgemein um Orientierung und Antwort auf die Frage, wie die eigene Zukunft aussieht. 

Herausforderungen

Christoph Muckelmann spricht von ganz grundsätzlichen Herausforderungen. „Gesellschaftliche Entwicklungen betreffen früher oder später unsere Arbeit.“ Er nennt die Corona-Pandemie als Beispiel. „Schulschließungen, Kontaktverbote, all das wirkt sich aus. Die Menschen kommen mit ihren Schwierigkeiten und Problemen zu uns.“ Vermehrt sind es auch Problemstellungen, die durch die Digitalisierung hergerufen wurden. „Die Mediennutzung ist in vielen Familien ein großes Thema.“ 

Feierstunde: 50 Jahre Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Epe

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