Leiterin der Tagespflege Holthues Hoff: Marianne Böcker geht nach 46 Berufsjahren in der Pflege in den Ruhestand:„Früher haben wir mehr aus dem Bauch heraus geregelt“
Untergebracht war der Pflegedienst im Schwesternhaus gegenüber der Kirche. „Die ambulante Pflege in Ahaus steckte damals noch in den Kinderschuhen. Eine Ordensschwester, eine Fachkraft und ich als Helferin waren für den Bereich Ahaus-Stadt zuständig.“ Der Einzugsbereich wuchs, die Zahl der Kunden ebenso.
Ab 1988 arbeitete Marianne Böcker mit deutlich erhöhter Stundenzahl. 2001 nahm sie das Angebot einer sogenannten Angleichungsschulung an. „In Bocholt und Dinxperlo wurde ein grenzüberschreitendes Seniorenheim gebaut. Die deutschen und die niederländischen Mitarbeitenden mussten die Gesetze und Regelungen beider Länder kennen.“ Marianne Böcker nutzte die Möglichkeit und war nach sechsmonatiger Schulung staatlich anerkannte Altenpflegerin in Deutschland. Bis 2010 war sie in der ambulanten Pflege in Ahaus tätig, absolvierte diverse Fortbildungen, ließ sich zur Praxisanleitung ausbilden und bildete sich in der Wundversorgung und der Palliativpflege weiter.
Wechsel zur Tagespflege
Am 1. April 2010 wechselte Marianne Böcker als Fach- und Betreuungskraft zur Caritas-Tagespflege Holthues Hoff in Ahaus. Die Zahl der Kunden stieg, die Zahl der Mitarbeitenden ebenso. Marianne Böcker erinnert sich an diverse Ausflüge, die damals mit den Gästen der Tagespflege unternommen wurden. Mal ging es zum Heimathaus in Graes, mal zur Haarmühle in Alstätte, mal wurde das Schulmuseum in Ahaus besucht.
Seit 2014 ist Marianne Böcker Leiterin der Tagespflege Holthues Hoff. Von 2015 bis 2024 war die Einrichtung an sechs Tagen die Woche geöffnet; nur eine von vielen Veränderungen. „Bürokratie, die Zunahme des Schriftverkehrs, Dokumentation, Konzepte, Organisation“, das sind Begriffe, die der in Ahaus-Graes wohnenden Leitungskraft zum Stichwort „Veränderungen in der Tagespflege“ einfallen. „Früher haben wir mehr aus dem Bauch heraus geregelt“, sagt sie. Schon damals sei das Ziel gewesen, die Angehörigen zu entlasten und den Gästen einen tollen Tag zu bereiten. „Dass sie viel mit nach Hause nehmen und ihr körperliches und geistiges Level halten.“ Die persönlichen Kontakte seien es auch, die die Arbeit in der Tagespflege so besonders machen. „Dort habe ich die Menschen den ganzen Tag um mich. Man muss als Fachkraft einen offenen Charakter, ein offenes Wesen haben und gerne den Kontakt zu älteren Menschen suchen. Ich wollte das immer gerne.“
"Miteinander reden"
Veränderungen gab und gibt es also einige. Was sind die größten Herausforderungen? „Die Work-Life-Balance der Mitarbeitenden mit den Anforderungen der Tagespflege unter einen Hut zu bringen“, antwortet sie ohne Umschweife. „Wenn man miteinander redet, dann klappt das auch.“ Erfüllung im Beruf fand Marianne Böcker natürlich auch. Dafür sorgten zum Beispiel Gäste, die am Ende des Tages sagten: Es war so ein schöner Tag. Ich komme gerne zu Ihnen. Marianne Böcker: „Viele Gäste sind dankbar für unser Angebot. Das finde ich schön.“
Was ihr geholfen hat, in stressigen Zeiten motiviert zu bleiben? „Alles mit Ruhe und Gelassenheit machen. Je stressiger es wird, desto ruhiger werde ich. Ich habe immer versucht, die Sachen durch Gespräche aus der Welt zu holen. Ich kann die Welt nicht verändern, aber ich versuche es, so gut es geht.“
Solche Aktivitäten sind für sie ab August dieses Jahres Geschichte. Marianne Böcker hat sich ganz bewusst für den Ruhestand entschieden. „Gemeinsam werden wir, mein Mann und ich, anderen Interessen nachgehen. Wir haben einen Camper, mit dem wir erstmal unterwegs sind.“
Anekdote
Fast 50 Jahre in der Pflege liegen hinter Marianne Böcker. Sie könnte Bücher darüber schreiben, was sie beruflich erlebt hat und warum „damals“ alles etwas anders war. Eine Anekdote erzählt sie, aus der Anfangszeit in der Ambulanten Pflege in Ahaus: „Auf einem Bauernhof brachte ein Schwein kleine Ferkel zur Welt. Eigentlich sollte ich ja die Bäuerin pflegen, aber der Bauer wollte, dass ich erst mithelfe, die Tiere in den Stall zu bringen. Für ihn war das wohl wichtiger.“