Zehn Jahre „Projekt Integrationslotsen für Ahaus“: Feierstunde im Karl-Leisner-Haus:„Gemeinsam schaffen Sie eine einzigartige Willkommenskultur“
Unter den Anwesenden waren neben den Ehrenamtlichen auch Vertreter der Stadt, der Kommunalpolitik, des Kreises Borken, des Caritasverbandes Ahaus-Vreden und der Kooperationspartner. Carmen Esposito-Stumberger vom Caritasverband, die seit Anbeginn das Projekt begleitet, hieß sie alle willkommen.
Reinhard Böcker, stellvertretender Landrat des Kreises Borken, hob in seiner Rede die Bedeutung des Integrationslotsenprojektes hervor: „Es ist ein zentraler Baustein der Integrationsarbeit in Ahaus.“ Böcker würdigte die intensive Begleitung, die Zugewanderte in Ahaus durch das Projekt erfahren. „Dankenswerterweise wird es von der Stadt Ahaus finanziell getragen.“ Das Netzwerk umfasse die beeindruckende Zahl von 144 Ehrenamtlichen, „die zum großen Teil schon seit 2014 dabei sind“, erklärte Böcker. Was in Ahaus in Sachen Integrationsarbeit vonstatten gehe, das sei „leuchtturmartig im Kreis Borken“. Der Caritasverband Ahaus-Vreden als Träger des Projektes arbeite eng mit Kooperationspartnern aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen zusammen. „Gemeinsam schaffen Sie in Ahaus eine einzigartige Willkommenskultur.“
Bürgermeisterin Karola Voß stellte in ihrer Rede den unermüdlichen Einsatz von Carmen Esposito-Stumberger heraus. „Für mich steht sie mit ihrem Gesicht und ihrer Persönlichkeit wirklich für die Verbindung zwischen Menschen, die neu nach Ahaus kommen und den hier ansässigen Bürgern.“ Gleichwohl erinnerte die Bürgermeisterin auch an eine Krisensituation in Ahaus, den gewaltsamen Tod der Flüchtlingshelferin Soopika P. im Jahr 2017. Die Integrationslotsen hätten sich dennoch nicht entmutigen lassen und ohne Vorurteile weitergemacht.
Beigeordneter Werner Leuker äußerte seinen Stolz über den Erfolg des Integrationslotsenprojektes: „Wie läuft das in anderen Städten? Läuft das dort überhaupt?“ Leuker regte an, über den Namen „Projekt Integrationslotsen“ noch einmal nachzudenken. Als ein Projekt – und damit einhergehend zumeist mit einer zeitlichen Befristung – sehe er das Ganze nicht mehr.
Caritas-Vorstand Peter Schwack erinnerte an die Anfänge des Projektes. „Als es ins Leben gerufen wurde, war die Vision klar: Menschen mit Migrationshintergrund eine unterstützende Hand zu reichen, sie auf ihrem Weg in die Gesellschaft zu begleiten und Brücken zwischen den Kulturen zu bauen. Diese Vision ist auch heute immer noch unsere Aufgabe.“ Die Ehrenamtlichen werden geschult, beraten und bei ihrer Arbeit unterstützt, sodass Integration in Ahaus nicht nur ein Konzept bleibt, sondern tatsächlich gelebt wird, erklärte Peter Schwack. Er lobte die Zusammenarbeit mit der Stadt Ahaus – „ein verlässlicher Partner an unserer Seite“ – und mit den Kooperationspartnern wie der Volkshochschule, der Freiwilligenagentur Handfest, der „Drehscheibe“ (Spendenlager Ahaus e.V.) und dem Forum Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe Ahaus).
„Integration ist keine Einbahnstraße. Sie fordert Geduld, Offenheit und das Streben nach einem gemeinsamen Ziel: eine vielfältige Gesellschaft“, betonte Schwack. Integration bleibe eine ständige Herausforderung, sagte der Caritas-Vorstand. Die Aufgabe werde nicht leichter, da der „politische Wind rau und teils unsachlich ist und man sich teilweise schon rechtfertigen muss, warum man sich für geflüchtete Menschen engagiert.“ Auch Peter Schwack erinnerte in seiner Rede an den gewaltsamen Tod von Soopika P.
Zum Schluss des offiziellen Teils der Veranstaltung warf Maike Krumm, Referentin für Flucht, Migration und Integration beim Diözesancaritasverband Münster einen kritischen Blick zurück auf die Integrationspolitik seit 2015, auf die Willkommenskultur und die Abschottungspolitik. Maike Krumm: „Statt populistische Rhetorik zu übernehmen und Milliarden in eine „Festung Europa“ zu investieren, sollte die Politik in erster Linie das Engagement und die Initiativen vor Ort unterstützen, sie entsprechend wertschätzen und finanziell gut ausstatten.“