Caritasverband Ahaus-Vreden appelliert an Land und Bund, bei der Migrationsberatung nicht zu sparen:Geplante Mittelkürzung als Antwort auf menschliches Leid?

Peter Schwack, Vorstand für den Bereich Soziale Dienste beim Caritasverband Ahaus-Vreden, legt in einem Schreiben an Bundesinnenministerin Nancy Faeser, an Bundesfinanzminister Christian Lindner, an NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst sowie an hiesige Bundestagsabgeordnete dar, welche drastischen Auswirkungen die Mittelkürzungen zur Folge hätten. Derzeit werden bundesweit 1285 Beratungseinrichtungen mit 81,5 Millionen Euro gefördert. „Eine im Haushaltsentwurf vorgesehene Kürzung auf 57,5 Millionen Euro wird bundesweit zum dramatischen Wegfall von mehr als 30 Prozent der Beratungskapazitäten führen“, macht Peter Schwack den Politikern deutlich.
Der Caritas-Vorstand erklärt, dass die geplanten Mittelkürzungen im Widerspruch zu steigenden Bedarfen und zu den Feststellungen stehen, die in der Besprechung des Bundeskanzlers mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder vom 10. Mai 2023 getätigt wurden:
„Demnach benötige Deutschland eine bundesweite krisenfeste Integrationsstruktur, die Integration von Anfang an ermöglicht. Daher wird der Bund migrationsspezifische Beratung, Erstorientierungs- und Integrationskurse des BAM sowohl quantitativ als auch qualitativ bedarfsgerecht ausbauen.“
Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte ist das zentrale, themenübergreifende Beratungsangebot vor Ort für eine bedarfsgerechte Unterstützung bei der Integration und eng mit weiteren Angeboten im Sozialraum vernetzt. Es zielt darauf ab, zugewanderte Personen bei ihrer sprachlichen, beruflichen und sozialen Integration zu unterstützen und soll sie zu selbstständigem Handeln in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens befähigen. „Das Beratungsaufkommen ist aktuell schon in der vorgehaltenen Struktur kaum noch zu bewältigen“, macht Peter Schwack deutlich und berichtet aus der Praxis.
Umso wichtiger sei eine verlässliche (und verstetigt finanzierte) Beratungsstruktur. Langfristig gesicherte Anlaufstellen seien für eine professionelle Begleitung und gezielte Unterstützung der Ratsuchenden unerlässlich. Peter Schwack: „Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte muss als bundesweite Beratungsstruktur in migrationsspezifischen Angelegenheiten daher unbedingt in vollem Umfang aufrechterhalten und bedarfsgerecht ausgebaut werden.“
In seinem Schreiben bittet der Caritas-Vorstand die Politiker, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür stark zu machen, dass die geplanten Kürzungen nicht umgesetzt werden. Die angeschriebenen Bundestagsabgeordneten wurden zudem zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, um sich zum Thema mit dem Caritasverband Ahaus-Vreden auszutauschen.
Diskussionspunkte gibt es genug: „Familiennachzug, Dublin-Verfahren, Härtefallantrag, EU-Freizügigkeitsberechtigte in prekären Arbeits- und Wohnverhältnissen – das sind einige der vielen Themen in der Beratungsarbeit“, erklärt Peter Schwack. Der Caritas-Vorstand appelliert an die Politiker: „Wir dürfen die ratsuchenden Menschen nicht allein lassen, das Beratungsangebot muss vor Ort im notwendigen Umfang weitergehen und darf nicht, trotz der kontinuierlich hohen Zahl an Ratsuchenden, reduziert werden. Nur so kann eine Integration, die eine wichtige gesellschaftspolitische Bedeutung hat, gelingen.“
Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte: Der Caritasverband Ahaus-Vreden kümmert sich im Nordkreis des Kreises Borken mit einer Vollzeitstelle um die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte. Die Fallzahlen übersteigen die personellen Kapazitäten. Die Migrationsberatung ist für den Caritasverband Ahaus-Vreden ein finanzielles Zuschussgeschäft.