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Roswitha Pache war über zwei Jahrzehnte Einrichtungsleiterin des Seniorenheims St. Ludgerus in Heek : „Ich habe vieles mit dem Herzen entschieden“

Nach 34 Jahren im Caritas-Seniorenheim St. Ludgerus in Heek hat sich Roswitha Pache in den Ruhestand verabschiedet (sie kann es selber kaum fassen). Die 65-Jährige prägte das Haus über zwei Jahrzehnte als Einrichtungsleiterin.
Roswitha Pache
Datum:
2. Sept. 2024
Von:
Christian Bödding

Roswitha Pache begann ihre Laufbahn in St. Ludgerus im Jahr 1990 – nachdem sie am 27. Oktober 1989 gemeinsam mit ihrem damaligen Mann und der gemeinsamen Tochter die DDR verlassen hatte. Von 1975 bis 1978 hatte sie in einer medizinischen Fachschule in Görlitz die Ausbildung zur Krankenschwester absolviert und als Krankenschwester im VEB Kraftverkehrsbetrieb in Zittau gearbeitet. Dabei wollte sie eigentlich Innenarchitektur studieren. Ihre Kreativität setzte sie später im Seniorenheim St. Ludgerus für Dekorationszwecke um.

Nach der Ankunft in Westdeutschland führte Roswitha Paches Weg über das Auffanglager in Gießen direkt nach Heek, dort lebten Bekannte der Familie. Ihr erster Job, Anfang 1990 im Antonius-Hospital in Gronau, endete schon nach einer Woche. „Als ich den Arbeitsvertrag unterschreiben wollte, fragte mich die Pflegedienstleitung, warum ich denn meine Konfession nicht eingetragen hätte. Als ich sagte, dass ich evangelisch bin, war es das mit dem Job. So waren damals die Zeiten.“

Roswitha Pache ließ sich nicht entmutigen und bewarb sich im Seniorenheim St. Ludgerus, damals noch unter Trägerschaft der katholischen Kirche. Der Kirchenvorstand gab grünes Licht, Roswitha Pache erhielt zunächst einen Zeitvertrag als Schwangerschaftsvertretung. „Ich habe zwölf Wochen ohne ein freies Wochenende durchgearbeitet. Ich musste von St. Ludgerus wohl geprüft werden. Ich war die erste Krankenschwester, die erste Evangelische und dann noch von drüben.“ Die Prüfung bestand sie. Es folgte die Festanstellung.

1996 übernahm der Caritasverband Ahaus-Vreden das Seniorenheim St. Ludgerus. Roswitha Pache wurde Wohnbereichsleitung, 2002 dann Einrichtungsleiterin. „Ich war nie eine typische Hausleitung“, sagt sie über sich selbst. „Ich wollte nie im Mittelpunkt stehen. Es gibt nur ganz wenige offizielle Fotos von mir. Ich habe immer gesagt: Bewohner, alle Kollegen und die Hausleitung müssen eine Einheit bilden.“ Sie sah sich immer als kleiner Teil des Ganzen. Ein weiterer Grundsatz: Ehrlichkeit und Wertschätzung. „Das war für mich immer das A und O.“ Dabei holte sie sich auch Ratschläge von den Kolleginnen und Kollegen. „Der Abschied hat mir gezeigt, dass sie mich vielleicht doch mochten.“ 

Mit dem Cabrio wurde sie an ihrem letzten Arbeitstag von Wüllen nach Heek gefahren, dort prangte ihr Konterfei auf einer großen Werbetafel. Mit dem Pengel Anton ging es zusammen mit den engsten Kollegen durch Heek und dann zum Sportplatz in Ahle, wo eine Kuchentafel bereitstand und Ehrenamtliche und eine Abordnung der Blaskapelle „Alte Freunde“ sie begrüßten. Anschließend ging es zurück zum Seniorenheim St. Ludgerus, „Da waren über 100 Leute bei meiner Verabschiedung. Ich habe wirklich nur geweint.“ Der Abschied von Kollegen und Bewohnern wurde für Roswitha Pache zu einem emotionalen Ereignis.

14 Jahre führte sie eine Fernbeziehung – ihr Partner wohnt in der Nähe von Oldenburg. Jetzt hat sie mehr Zeit für ihre Tochter Jana und Partner Fred, für das große Haus und den großen Garten. Trotz des Abschieds vom Berufsleben fühlt sie sich noch nicht als Rentnerin. „Ich werde definitiv noch ein paar Stunden arbeiten.“ Heek wird für sie weiterhin ein kleines Stück Zuhause bleiben, auch wenn ihre Wurzeln im Osten Deutschlands liegen. „Der westliche Teil ist mein Zuhause. Der östliche Teil ist meine Heimat. Das kann ich nicht ablegen.“ 

Sie sei ein „Herzensmensch“, sagt sie über sich. „Ich habe vieles mit dem Herzen entschieden. Manchmal zu Lasten meiner Vorgesetzten. Und ich habe mit den Jahren gelernt, über manches erst einmal eine Nacht zu schlafen und eine Entscheidung nicht aus einer Emotion heraus zu treffen.“ Dabei bereue sie nicht einen Tag im Seniorenheim St. Ludgerus – „auch wenn es manchmal hart war.“ Was sie heute denkt und fühlt: Dankbarkeit und Freude. Aber auch Wehmut und Traurigkeit. 

Roswitha Paches Zeit in der Einrichtung ist vorbei. Die letzte Frage an sie: Wie motiviert man Mitarbeitende? „Man sollte sie immer daran erinnern, was für einen schönen und dankbaren Beruf wir haben“, antwortet sie. „Mit Menschen zu arbeiten ist das Schönste, was es gibt. Und man muss seinen Mitarbeitern etwas zutrauen, auch wenn man manchmal Bauchschmerzen dabei hat.“ Die hatte sie mit dem Caritasverband Ahaus-Vreden als Arbeitgeber nicht. „Wenn du beim Caritasverband deinen Weg gehen willst, dann wird dir dieser Weg geebnet.“ Auch wenn er schon mal über Zittau nach Heek und Oldenburg führt.