Delegiertenversammlung des Caritasverbandes Ahaus-Vreden:Resilienz als Leitfaden
Der Caritasverband hielt kürzlich seine Delegiertenversammlung im Hotel Schepers in Gronau-Epe ab. Delegierte aus den Mitgliedspfarreien sowie der Caritasrat kamen zusammen. Die Caritas-Vorstände Hans-Peter Merzbach, Peter Schwack und Matthias Wittland reflektierten das vergangene Geschäftsjahr und zeigten auf. wie der Verband resilient auf kommende Herausforderungen reagieren kann. Reinhard Kondring oblag der Bericht des Caritasrates an die Delegierten.
„Für ein soziales NRW“ – unter diesem Motto standen im laufenden Jahr schon verschiedene Proteste und Kundgebungen, an denen der Caritasverband teilnahm. Hans-Peter Merzbach berichtete über kreative Aktionen, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Der Caritasverband hatte mit der Platzierung von Aktenordnern in Pflegebetten vor seinen stationären Altenhilfe-Einrichtungen beispielsweise auf den großen Verhandlungsstau beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hingewiesen.
Die nächste Kundgebung der Freien Wohlfahrtspflege NRW vor dem Düsseldorfer Landtag ist am 13. November geplant. Protestiert wird dann unter anderem gegen Kürzungen im Haushaltsentwurf 2025 der NRW-Landesregierung. Geplant sind Einsparungen in Höhe von 83 Millionen Euro bei sozialen Diensten und Angeboten. Die Herausforderungen in der Refinanzierung der Dienste sowie die langen Verhandlungen im Bereich der Altenhilfe bereiten dem Vorstand des Caritasverbandes zunehmend Sorgen. „Wir setzen uns für soziale Gerechtigkeit ein. Wichtig ist, dass wir unsere Position klar vertreten“, betonte Hans-Peter Merzbach.
Refinanzierung zunehmend schwieriger
Die Refinanzierung der Dienste des Caritasverbandes gestaltet sich zunehmend schwieriger, Pflegesatzverhandlungen mit den Kostenträgern der stationären Altenhilfe dauern bis zu neun Monate, bis es zu einem Abschluss kommt. Zudem, so der Vorstand, würden längst nicht alle Kosten, die entstehen, angemessen vergütet. Der Caritasverband geht davon aus, dass sich diese Situation aufgrund der Rahmenbedingungen in den öffentlichen Haushalten und bei der Zuteilung von kirchlichen Mitteln in den nächsten Jahren verschärfen wird.
Ein zentrales Thema ist die Strategieentwicklung des Caritasverbandes. Hans-Peter Merzbach berichtete den Delegierten beispielhaft von einem Workshop, der gemeinsam mit den Führungskräften abgehalten wurde. Im Fokus standen dabei Entwicklungen und Maßnahmen, um den Verband gut für die Zukunft aufzustellen. Im „Tagesgeschäft“ positionierte sich der Caritasverband Ahaus-Vreden unter anderem bei Messen und Gewerbeschauen und stellte neue „Jobseiten“ ins Internet. Diese bieten einen kompletten Überblick über den Verband als Arbeitgeber.
Neue Angebote
Peter Schwack, Vorstand für das Ressort Soziale Dienste, berichtete den Delegierten über das neue Angebot Soziotherapie, das auf die steigende Zahl psychisch erkrankter Menschen reagiert. Im Kinderschutz kooperiert der Caritasverband eng mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Stadt Ahaus. Diese Partnerschaft wurde durch eine erneuerte Vereinbarung gestärkt, die Beratungsangebote und Schulungen für Fachkräfte umfasst.
„Die Zahlen gehen durch die Decke.“ So kommentierte Peter Schwack stetig steigende Fallzahlen der Schuldnerberatung des Caritasverbandes. Derzeit werden rund 1000 Mandanten betreut, zumeist Familien. Der Vorstand erinnerte in seinem Bericht an die Feier des 50-jährigen Bestehens der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Epe und nannte beeindruckende Zahlen. „Hier wurden in den vergangenen fünf Jahrzehnten über 47.500 Beratungsgespräche durchgeführt.“ Applaus von den Delegierten gab es für den Vorstand, als Peter Schwack auf die Arbeit der Gemeindecaritas und der ehrenamtlich Engagierten zu sprechen kam: „Ohne ehrenamtliches Engagement wäre die Caritas nur halb so gut.“
"Caritas Plauderstübchen"
Matthias Wittland, Vorstand für das Ressort Pflege und Gesundheit, stellte unter anderem das „Caritas Plauderstübchen“ vor, das neu geschaffen wurde, um in Ahaus-Ottenstein soziale Kontakte zu fördern. Neu ist ebenfalls das Konzept „LeBEnDig“, das in den Caritas-Tagestreffs umgesetzt wird. Das Konzept befasst sich mit den Punkten Lebensqualität, Bewegung, Ernährung und Digitalisierung, um pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige zu unterstützen. In Schöppingen weihte die Caritas Ambulante Pflege neue Räumlichkeiten ein. An der Hauptstraße 70 stehen 130 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. 28 Pflegekräfte sind im Bereich Schöppingen/Legden tätig. Dauerthema ist für Matthias Wittland die Entwicklung nachhaltiger Angebot zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Fragestellung lautet: Wie machen wir die Arbeit in der Pflege attraktiv(er)?
Neun Pflegeschulen
Über die Arbeit der Tochtergesellschaften Caritas Bildungswerk und Grenzland Reha- und Betreuungs GmbH (GRB) berichtete wiederum Hans-Peter Merzbach. So bezog das Caritas Bildungszentrum Rheine Anfang Oktober neue Räume in der Innenstadt und verfügt seit dem Frühjahr über einen weiteren Standort in Steinfurt-Borghorst. Mit nunmehr neun Pflegeschulen ist das Caritas Bildungswerk einer der größten Ausbildungsträger im Pflegebereich in Nordrhein-Westfalen. Auch die GRB wächst. 2025 ist der Ausbau des Geschäftsfeldes Grünpflege geplant.
Neben der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle steht der Caritasverband Ahaus-Vreden gleichwohl auch vor großen Aufgaben wie dem Erhalt und der energetischen Sanierung seiner baulichen Infrastruktur. Hinzu kommt der Wettbewerb um die Pflegekräfte und Mitarbeitenden insgesamt. Diese Aufgaben, wie auch die weitere Digitalisierung, sind für die Zukunft wesentlich. Dass der Verband für die Bewältigung dieser Aufgaben gut gerüstet ist, machte der Vorstand in seinen Ausführungen mehr als deutlich.