Info-Börse über Pflegeberufe:„Wir müssen die Leute für die Pflege begeistern“


Die Veranstaltung lief in Kooperation mit dem PflegePoint, der Agentur für Arbeit Rheine und dem Jobcenter Kreises Steinfurt.
„Mit diesem gemeinsamen Angebot bieten wir unseren Kundinnen und Kunden die Gelegenheit, Ihre Chancen und Möglichkeiten in der Pflege kennenzulernen und bringen sie unkompliziert mit den entsprechenden Qualifizierungsträgern in Kontakt“ berichtete Aurelia Steinigeweg, die beim Jobcenter den Arbeitgeberservice koordiniert. „Diese Form der Begegnung schafft für beide Seiten eine gute Ausgangslage, um direkt über notwendige Qualifizierungsschritte in den Austausch zu kommen.“ Um unbürokratisch und schnell reagieren zu können, war auch die Arbeitsvermittlung des Jobcenters vor Ort. Sie beriet die Teilnehmenden direkt zu geeigneten Förderleistungen.
Wie die berufliche Qualifizierung aussehen kann, das wurde im Saal des Martin-Luther-Hauses an vielen verschiedenen Info-Ständen erklärt. Besonders gut kamen die praktischen Vorführungen aus den Pflegebereichen an, zudem konnte mit VR-Brillen in die Welt der Pflege eingetaucht werden. Erfahrene Ansprechpartner beantworteten Fragen rund um die Pflege und die Pflegeausbildung. Die Organisatoren sorgten für eine gleichmäßige Auslastung der Stände, indem sie den Personenkreis zu verschiedenen Zeiten nach Steinfurt eingeladen hatten. „Wir wollen ja gute, qualitative Gespräche. Wir setzen nicht auf Masse, sondern Qualität“, sagte Norbert Ortmeyer, Teamleiter in der Agentur für Arbeit Rheine. Er verantwortet dort den PflegePoint, in dem über die verschiedenen Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten in der Gesundheits- und Sozialbranche informiert wird. Ortmeyer: „Wir unterstützen diese Veranstaltungen. Pflege ist für uns wichtig, damit wir rund um Steinfurt und im Kreis ein Geflecht entstehen lassen, das die Pflege nach vorne bringt.“
„Tauchen Sie ein in die Welt der Pflege“, begrüßte Petra Berger, Leiterin des Caritas Bildungszentrums Rheine, gruppenweise die neuen Gäste. „Wir haben eine Klasse mit jungen Menschen mitgebracht, die Ihnen alles zeigt.“ Zu den Besuchern gehörte Waddah Azmerly aus Emsdetten, der sich von Pflege-Auszubildenden einen sogenannten Ageman-Anzug anlegen ließ. Mit dem Alterssimulationsanzug spürte er, wie das Altern den menschlichen Organismus verändert. Es war für Azmerly zum Beispiel gar nicht so einfach, mit Handschuhen Münzen aus einer Geldbörse zu fischen. Der 33 Jahre Syrer lebt seit 2015 in Deutschland und wohnt in Emsdetten. „Ich bin hier, damit ich mehr über meinen künftigen Beruf erfahren kann“, sagte er – und hatte reichlich Informationen über die Ausbildung zum Pflegefachassistenten und zum Pflegefachmann in der Hand. „ich möchte Menschen helfen, im Heim oder im Krankenhaus“, erklärte Azmerly. Enorm wichtig sei dabei das Erlernen der deutschen Sprache, „damit man im Beruf starten kann.“
Ein hoher Anteil von zukünftigen Mitarbeitenden in der Pflege werde einen Migrationshintergrund haben, berichtete Uli Winter, Sachgebietsleiter Bildung und Qualifizierung beim DRK-Kreisverband. „Das Thema Sprache ist hier heute stark vertreten.“ Umso bedeutsamer sei es, dass man in der Veranstaltung Dinge zeige und anpacke. „Auch, wenn die Sprachbarriere mitunter hoch ist.“ Eine Aktion wie die Info-Börse mit dem Caritas Bildungszentrum, dem DRK, dem Jobcenter und der Arbeitsagentur werbe für den Pflegebereich und könne diesen nach vorne bringen.“
Das DRK informierte im Martin-Luther-Haus über Ausbildungen in der Behandlungspflege und der ambulanten Pflegeassistenz, das Caritas Bildungszentrum stellte ebenfalls sein Portfolio an Ausbildungsmöglichkeiten vor. Der Schwerpunkt: die Ausbildung zum Pflegefachmann/Pflegefachfrau und zum Pflegefachassistenten.
„Über Pflegemangel kann man viel reden. Wir müssen die Leute für die Pflege begeistern“, gab Norbert Ortmeyer die Richtung vor. Viel sei in der Pflege passiert. „Es ist schon lange nicht mehr so, dass die Bezahlung schlecht ist. In dem Bereich hat sich viel getan.“ Nun gelte es, positiver über die Pflege zu sprechen. „Pflege ist etwas für Menschen, die anderen helfen wollen. Pflege erfordert viel, aber Pflege gibt auch viel. Das muss man erleben.“ So wie an den verschiedenen Ständen mit den praktischen Übungen.
„Für unser Bildungszentrum ist diese Veranstaltung heute die Chance, junge Menschen niedrigschwellig anzusprechen, sagte Leiterin Petra Berger. „Und wer könnte das besser, als junge Leute, die gerade selber in der Ausbildung sind? Sie transportieren die Begeisterung für die Pflege.“ Berger unterstrich den Stellenwert, den dabei das persönliche Gespräch hat. „Wenn sie mir im Gespräch folgen, mit mir von Stand zu Stand gehen, dann verlieren sie ihre Angst und der erste Schritt ist getan.“